Director Q&A
Welche Gespräche zwischen Fremden möchten Sie mit diesem Film anstoßen?
Ich hoffe, der Film regt sehr unterschiedliche Gespräche an. Einerseits möchte ich auf moderne Formen von Ausbeutung und Abhängigkeit aufmerksam machen, insbesondere auf die oft unsichtbare, aber reale moderne Sklaverei in der deutschen Fleischindustrie. Andererseits wünsche ich mir einen Austausch über emotionale Tiefe und Verletzlichkeit in einem Umfeld, das von toxischer Männlichkeit und kapitalistischen Strukturen geprägt ist.
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Es geht mir um Fragen von Verbundenheit, Solidarität und der Sehnsucht nach persönlicher Freiheit, danach, wirklich gesehen zu werden, Nähe zu erleben und echte Berührung zuzulassen. Wenn der Film Menschen dazu bringt, über diese Themen ins Gespräch zu kommen, würde mich das sehr glücklich machen.
Was ist eine Sache, die Sie während der Arbeit an diesem Film gelernt haben?
Während der Arbeit an diesem Film habe ich gelernt, meiner eigenen Intuition zu vertrauen, selbst dann, wenn sie auf den ersten Blick unlogisch erscheint. Viele kreative Entscheidungen entstehen nicht aus rationalen Überlegungen, sondern aus einem Gefühl, einer Ahnung. Zu akzeptieren, dass dieser innere Kompass häufig zuverlässiger ist als jede Analyse, war eine wichtige und befreiende Erkenntnis.
Hat eine Publikumsreaktion jemals verändert, wie Sie Ihre eigenen Filme interpretieren?
Ständig. Genau das macht Filmfestivals für mich so wertvoll: der direkte, persönliche Austausch mit den Zuschauenden. Die Gespräche, das Teilen von Gedanken, Eindrücken und eigenen Erfahrungen eröffnen mir immer wieder neue Perspektiven auf meine Arbeit. Ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Jemand sagte mir nach einer Vorführung, er habe fast alle meine Filme gesehen und ihm sei aufgefallen, dass sie sich alle um zwei große Themen drehen: Einsamkeit und Ortlosigkeit und die damit verbundene Sehnsucht nach einem Zuhause. Das war mir selbst bis dahin gar nicht bewusst. Diese Erkenntnis hat mich tief bewegt, weil sie mir zeigte, wie sehr manche Motive unbewusst in meine Arbeit einfließen.
Gab es einen Moment, in dem der Film beinahe gescheitert wäre und wie haben Sie die Situation gemeistert?
Ja, tatsächlich mehrfach, sowohl bei der Finanzierung als auch bei der Suche nach einer geeigneten Location. Wir haben über sechs Monate lang in ganz Deutschland nach dem richtigen Ort gesucht und die Finanzierungsphase zog sich über mehr als ein Jahr hin. Es gab viele Situationen, in denen das Projekt hätte scheitern können. Was uns letztlich durchgetragen hat, waren eine enorme Hartnäckigkeit, der Mut, Risiken einzugehen und der unerschütterliche Glaube an den Film und seine Geschichte.
Wenn Sie eine Person aus Ihrem Team ins Rampenlicht stellen könnten, wer wäre das und warum?
Ich würde das gesamte Art-Department ins Rampenlicht stellen, sowohl Szenenbild als auch Kostümbild. Sie haben die Welt des Schlachthofs so glaubhaft geschaffen, dass dieser Ort nicht nur Kulisse ist, sondern zu einer eigenen Hauptfigur im Film wird. Mit sehr kleinem Budget eine solche Atmosphäre zu erschaffen, erfordert großen Einfallsreichtum, Beharrlichkeit und vor allem Leidenschaft. Ohne dieses Team wäre der Film nicht der, der er jetzt ist.
Video Greeting
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